Interview von Chris Weidler

Original: Fantasyguide.de

Chris Weidler:

Journalist, Autor, Webmaster und Verleger, Guido Krain zeichnet sich durch seine Vielfältigkeit aus und hat mit seinem Roman „Elfenmond“ die Leser für sich gewonnen. Mit seinem neuen Roman „Cvon“ findet nun die Welt von Elfenmond seine Fortsetzung und ein spannende und fantastische Geschichte zieht auf’s Neue die Leser in seinen Bann. Hier nun ein paar Antworten von Guido Krain auf unsere Fragen:

Guido, es würde uns freuen wenn du dich unseren Lesern einmal kurz vorstellen würdest.

Guido Krain:

Das nenne ich eine offene Frage. Mein Name ist Guido Krain, ich bin 32 Jahre alt und arbeite hauptberuflich als Journalist und freier Autor. Außerdem habe ich die Autorenvereinigung Fantasy-Buch.de gegründet und auch unseren ersten Roman „Elfenmond“ geschrieben.

 

Chris Weidler:

Seit dem Erscheinen deines Romanes „Elfenmond“ sind zwei Jahre vergangen. Wenn du auf die letzten zwei Jahre zurückblickst, gab es für dich als Autoren aufgrund von „Elfenmond“ starke Veränderungen?

Guido Krain:

Ich fühle mich „gehetzter“ als vorher. Mit dem Erscheinen von Elfenmond hat ein schwer zu erklärender Druck eingesetzt, möglichst bald, mehr und noch besser zu schreiben. Der Druck kam teilweise von aussen, aber in noch größerem Maße von mir selbst.

 

Chris Weidler:

„Elfenmond“ wurde gleich nach Erscheinen als „Geheimtipp“ im Bereich deutsche Fantasyliteratur gehandelt. Hatte es für dich persönlich auch den gewünschten Erfolg gehabt und wie waren die Leserreaktionen gewesen?

Guido Krain:

Ja und nein. Elfenmond war von vornherein nicht als kommerzielles Projekt ausgelegt, auch wenn wir mittlerweile eine Auflage erreicht haben, für die sich auch ein kleiner kommerzieller Verlag nicht zu schämen bräuchte. Die Leserreaktionen haben jedoch alles überstiegen, was ich vorher für möglich gehalten hätte. Von Autogrammwünschen bis Hasstiraden war alles dabei. Ich habe sehr viele neue Bekanntschaften geschlossen und mußte feststellen, daß Luna, Ivo und Dvorkin in den Köpfen von anderen ein Eigenleben entwickelt haben. Es ist ein wunderbares Gefühl zu merken, wie die in meinem stillen Kämmerlein entstandenen Romanfiguren für völlig Fremde zu guten Freunden geworden sind.

 

Chris Weidler:

Dein Roman „Elfenmond“ spielt in der von dir erschaffenden Welt „Nosbador“, welche du sehr detailiert in deinem Roman darstellst. Wie kamst du auf die Idee zu „Nosbadur“ und zu deinem Roman „Elfenmond“? Ergab es sich gegenseitig, oder war es eine schon lang geplante Idee gewesen?

Guido Krain:

Seit etwa 13 Jahren füllt die Elfenmondwelt diverse Schubladen in meinem Schreibtisch. Sie hat mittlerweile nicht nur eine eigene Geschichte unzählige Völker, Rassen, Legenden, ein Pantheon, Währungssysteme, Gesetzbücher, Regierungsformen und ähnliches, sondern auch eine Lebendigkeit erreicht, die mich selbst häufig überrascht. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis ich aus diesem Schatz Romane produziere. Natürlich kann sich in jedem Roman nur ein kleiner Teil dieser Hintergrundtiefe widerspiegeln.

 

Chris Weidler:

2000 erschien „Elfenmond“ und jetzt zwei Jahre später findet die „Welt von Elfenmond“ mit deinem neuen Roman „Cvon“ ein weiteres Abenteuer. War diese Zeit eine Zeit der Ruhe und des „Abstand gewinnen“, oder ging es damals gleich weiter mit der Planung und Umsetzung von „Cvon“?

Guido Krain:

Nein, da gab es keine Pause. Die ersten Kapitel von Cvon waren bereits fertig, bevor Elfenmond den Buchhandel erreichte. Die lange Zeit bis zur Fertigstellung von Cvon hängt mit einigen größeren beruflichen Projekten zusammen.

 

Chris Weidler:

Ist „Cvon“ als Fortsetzung von „Elfenmond“ zu sehen, oder eher ein für sich eigenes Werk welches völlig unabhängig von „Elfenmond“ ist?

Guido Krain:

Cvon ist – wie ich finde – eine vollkommen andere Art von Fantasy-Roman als Elfenmond und bestimmt keine Fortsetzung. Allerdings tauchen einige Charaktere wieder auf, die in Elfenmond ihr Debüt hatten und ein Teil der Handlung ist hier bereits angelegt. Man könnte also sagen, daß es Verbindungen zwischen beiden gibt; sie sind aber beide völlig unabhängig voneinander lesbar.

 

Chris Weidler:

„Cvon“ bringst du ebenso wie schon „Elfenmond“ als Eigenverleger heraus. Gibt es hierzu einen speziellen Hintergrund?

Guido Krain:

Ich selbst verdiene mein Geld als Journalist und Fachbuchautor und hätte vermutlich nicht wirklich ein Problem, einen Verlag für meine Bücher zu finden. Allerdings besteht ein immenser Unterschied zwischen „Verlag finden“ und vom „Verlag gefunden“ werden.

Wenn man in der heutigen Verlagslandschaft ein Buch anbietet, hat man Glück, wenn sich überhaupt jemand die Mühe macht, einen Abstract zu lesen oder gar das Manuskript anzufordern. Wenn man dennoch mit viel Klinkenputzen und Mühe zum Vertragsabschluß kommen sollte, übersieht man in der Euphorie häufig das, worum es eigentlich geht: Man läßt sich für ein paar 1000 Euro Rechte für ein Werk abkaufen, an dem man nicht nur Monate, sondern vielleicht sogar Jahre gearbeitet und Herzblut investiert hat. Als Newcomer muß man sich mit einem Standardvertrag abgeben, der einem so gut wie jedes Mitspracherecht nimmt.

Man muß dann zusehen, wie es lieblos als Massenartikel und ohne Rücksicht auf Verluste ausgebeutet wird.

Wenn das, was man geschaffen hat, gefällt, wird der Verlag ohne die eigene Einwilligung andere Autoren in der eigenen Welt schreiben lassen und diese – je nach angeblichem Publikumswillen – verbiegen. Man wird Titelbilder und Klappentexte verwenden, die man nicht beeinflussen kann und Werbespezialisten, die das Buch nicht gelesen haben, werden sich „markige“ Sprüche einfallen lassen.

Schlußendlich entscheidet der Verlag über den Werbeaufwand für das Buch und damit auch über seinen Erfolg. Ich könnte das nicht. Meine Figuren und meine Welt sind zu lebendig für mich, daß ich sie für ein paar Euro oder aus Geltungssucht verramschen könnte.

Mein Weg ist also umgekehrt. Ich entwickle meine Welt alleine weiter, hole mir handverlesene Mitstreiter ins Team und baue eine kleine Bibliothek auf. Und wenn die Bücher so gut sind, wie ich denke, wird früher oder später ein Lektor über uns stolpern und uns als Geheimtip behandeln. Aber dann wird es der Verlag sein, der an uns herantritt, nicht umgekehrt. Ich bin dann kein Bittsteller, sondern kann dann – gewissermaßen auf Augenhöhe – verhandeln. Meine Geschichten werden nur dann in einem Verlag herauskommen, wenn ich meine Schöpfung weiter in der Hand behalten kann.

Aber auch wenn sich niemals ein Verlag findet, werden wir darüber nicht gramgebeugt sein. Denn in erster Linie schreiben wir für uns selbst und für die immer größer werdende Lesergemeinde, die den Elfenmond-Touch lieben gelernt hat.

 

Chris Weidler:

Was hat man aus der „Welt von Elfenmond“ in Zukunft zu erwarten, wie sind hierzu deine Pläne?

Guido Krain:

In diesem Jahr steht ersteinmal der zweite Teil von Cvon – also des Ushovar-Zyklus – und eine Anthologie auf dem Programm. Im nächsten Jahr gibt es dann den dritten Teil des Ushovar-Zyklus und hoffentlich eine weitere Anthologie. Die weitere Planung ist noch nicht ganz sicher. Vermutlich unterbreche ich den Ushovar-Zyklus dann für einige Zeit, um eine Fortsetzung für Elfenmond zu schreiben.

 

Chris Weidler:

Auch die von dir gemeinsam mit Dorée Hirsch und Illona Etu geschriebene Anthologie „Succubus“ spielt in der „Welt von Elfenmond“, nur dass ihr hier ein Werk von erotischer Fantasy geschaffen habt. Wie kamt ihr auf die Idee, dass ihr gemeinsam eine Anthologie mit erotischer Fantasy schreibt?

Guido Krain:

Ursprünglich war es Dorées und Illonas Idee, einen Band mit erotischer Fantasy zu produzieren. Die beiden haben schon viele erotische Geschichten geschieben und so war es wohl nur naheliegend, dies auch auf den Fantasy-Sektor zu übertragen. Ich selbst war zunächst eigentlich nur dafür zuständig, das Ganze zu redigieren und das Buch zu gestalten. Doch dann sind mir selbst auch zwei Geschichten aus der Tatstatur „gehüpft“.

 

Chris Weidler:

Zusammen mit deinen Autorenkolleginnen Vera Magnus, Dorée Hirsch und Illona Etu hast du das Projekt „Fantasy-Buch.de“ umgesetzt. Wie entstand das Projekt, was steckt hinter der Idee von „Fantasy-Buch.de“ und welche Ziele habt ihr?

Guido Krain:

Ich denke, daß jeder noch nicht sehr bekannte Autor die gleichen Probleme auf dem Buchmarkt hat – einen Teil hatte ich vorhin schon beschrieben. Wenn man sich aber entschließt, Bücher selbst zu vermarkten, kommt man als „Einzelkämpfer“ nicht weit. Es ist für den Leser kaum möglich, anhand des Covers in der großen Schwämme der Mittelmäßigkeit gutes von weniger gutem zu unterscheiden. Dies gilt umso mehr für Produktionen von Selbstverlegern, weil jeder Autor natürlich von der Qualität seines Werkes überzeugt ist und die Qualitätssicherung durch einen Verlag wegfällt.

Wir brauchten also eine Plattform, die zugleich Qualitätssiegel und Vermarktungswerkzeug ist. Die Qualität erreichen wir durch ein strenges Auswahlverfahren – in unser Team kommen nur Autoren, die von den Gründern als „sehr gut“ eingeschätzt werden.

Jedes Buch wird dann vom ganzen Team vermarktet.

 

Chris Weidler:

Guido, wird es unter der Regie von „Fantasy-Buch.de“ weitere gemeinschaftliche Bücher von dir und den anderen Autoren von „Fantasy-Buch.de“ geben?

Guido Krain:

Oh, das will ich doch sehr hoffen.

 

Chris Weidler:

Welche Motivation hast du beim Schreiben, überwiegt der Anspruch oder die Unterhaltung, ist es eine Gratwanderung?

Guido Krain:

Weder noch. Ich glaube, wenn man bewußt „Unterhaltung“ produzieren will ist das Ergebnis immer genauso mies, als wenn man bewußt „anspruchsvolle Literatur“ schreibt. Ein guter Fantasy-Roman bietet eine Reise in eine andere Welt an, da kann man weder erhobene Zeigefinger noch seichte Unterhaltungsversuche brauchen. Es muß glaubwürdig sein.

Ich persönlich habe eine Art „Film“ im Kopf, der sich auf geheimnisvolle Weise von selbst abspult. Ich muß ihn dann nur noch aufschreiben.

 

Chris Weidler:

Stand für dich eigentlich immer fest, dass du irgendwann einmal Bücher schreiben wirst oder gab es ein Schlüsselmoment in deinem Leben welcher dich zu diesem Weg geführt hat?

Guido Krain:

Vermutlich war es schon immer klar – wenn auch nicht für mich – daß ich eines Tages auch Bücher schreiben würde. Elfenmond wurde durch den Frosch „Ivo“ Realität. Er entstand aus Jux innerhalb einer Nacht und hat mich dann nicht mehr in Ruhe gelassen.

 

Chris Weidler:

Gibt es Autoren und Bücher, welche du für dich als Vorbilder siehst?

Guido Krain:

Nein, ich halte auch nicht viel von Vorbildern. Jeder Autor sollte seinen eigenen Stil und seine eigenen Geschichten finden und nicht versuchen, wie jemand anders zu schreiben. Ich mag Robert Asprin und Jack L. Chalker, aber auch Elaine Cunnigham oder Dan Simmons.

 

Chris Weidler:

Einige deutsche Verlage beklagen das es sowenig gute Nachwuchsautoren im Bereich Fantasy und DarkFantasy gibt, einige Autoren hingegen beklagen die mangelnde Unterstützung durch die Verlage. Wie siehst du die derzeitige Lage im Bereich deutschsprachiger Fantasyliteratur?

Guido Krain:

Meine Sichtweise ist natürlich durch meine Perspektive als Autor bestimmt. Ich kann mir wohl vorstellen, daß es nicht einfach ist, gute Autoren zu finden. Ich weigere mich jedoch zu glauben, daß dies ausgerechnet in Deutschland noch schwieriger als anderswo sein soll.
Ich glaube, daß es die Verlage jahrzehntelang versäumt haben, sich mit dem deutschen Nachwuchs zu befassen und sich jetzt wundern, daß es kaum bekannte Fantasy-Schreiber aus Deutschland gibt. Man hat halt in der Vergangenheit einfach die bereits erfolgreichen Bücher aus den USA importiert und sich so viel Arbeit und Risiko erspart. Und auch jetzt sind die Verlage alles andere als bereit, auf neue Autoren zuzugehen. Noch immer fehlen vielen Verlagen die Kapazitäten, jedes eingesandte Manuskript oder Abstract auch lesen zu können. Da gibt es Verlage, die einen Autor schon deshalb ausschließen, weil er es gewagt hat, eines seiner Werke als Book on Demand zu verbreiten. Kaum ein Verlag nutzt das Internet für gründliche Recherchen nach guten Autoren.
Nach meinen Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren hätte ich kein Problem damit, fünf bis sechs Autoren zu nennen, nach denen sich jeder Verlag die Finger lecken müßte, aber die meisten davon haben ihre Veröffentlichungsträume inzwischen ausgeträumt.
Die Verlage sollten ihre Autoren weniger als Lieferanten ansehen, sondern eher als Künstler, die selten auch perfekte Marketingleute und Selbstverkäufer sind.

 

Chris Weidler:

Fantasy ist in Deutschland leider ja immer noch ein „Nischenthema“ und entsprechend gering ist auch der Buchanteil in Buchhandlungen. Hast du auch schon erlebt, dass man dich als Genreautor bezeichnet hat und wie bist oder würdest du damit umgehen?

Guido Krain:

Nein, ich bin noch nicht als Genreautor bezeichnet worden. Meine Reaktion hinge sicher davon ab, ob es abwertend gemeint war oder nicht. Grundsätzlich sehen ich Fantasy-Autoren nicht als schlechter oder anspruchsloser an, als andere Autoren. Viele Science Fiction- und Fantasy-Romane haben mittlerweile ein Niveau erreicht, daß sich hinter der „schöngeistigen“ Literatur bestimmt nicht zu verstecken braucht.

 

Chris Weidler:

Schriftstellerei, 3D-Animation, Webdesign, Fotographie, Journalismus, nur um ein paar Punkte zu nennen mit denen du dich befasst. Bleibt da noch Zeit für sich selber?

Guido Krain:

Die Zeit, die ich damit verbringe, ist zugleich Zeit für mich. Untätigkeit treibt mich die Wände hoch.

 

Chris Weidler:

Was fasziniert dich selber an Fantasy?

Guido Krain:

Das ist schwer zu sagen. Das mystische vielleicht. Es muß ein großartiges Gefühl sein, Magie oder die Gegenwart eines Gottes zu spüren. Als Autor kann man mit unendlichen Möglichkeiten spielen; uralte Wesen, andersartige Kulturen… Ich denke, daß Fantasy das vielseitigste aller Genres ist.

 

Chris Weidler:

Was ist momentan dein persönliches Lieblingsbuch?

Guido Krain:

Es fällt mir schwer, ein spezielles Lieblingsbuch auszuwählen, da gibt es viele. Derzeit lese ich „Tangled Webs“ von Elaine Cunningham und bin sehr begeistert.

 

Chris Weidler:

Guido, eine letzte Frage. Dein größter Traum für die Zukunft?

Guido Krain:

Eine Tür finden, die in die Elfenmondwelt führt. ;o)

 

Chris Weidler:

Guido, ich danke dir sehr für dieses Interview und für den guten und sehr netten Kontakt mit dir. Ich wünsche dir für Zukunft alles Gute für dich und deine Romane.