Interview zu Elfenmond

Original: Phantastik.de

Carsten Kuhr:

Vielleicht erzählst Du unseren Lesern zunächst einmal, wer sich hinter dem Namen Guido Krain verbirgt. Wie kamst Du mit phantastischer Literatur in Kontakt, wer sind Deine Vorbilder was Deine Vorlieben, wie kamst Du zum Schreiben, was machst Du Hauptberuflich?

Guido Krain:

Seit ich auf „eigenen Füßen“ stehe, verdiene ich mein Geld ausschliesslich mit den Früchten meiner Tatstatur. Ich habe eine klassische journalistische Ausbildung hinter mir und habe in jeder Sparte des Printbereichs meine Erfahrungen gesammelt. Phantastische Literatur war eigentlich schon immer die einzige Literaturform die mich wirklich interessieren konnte. Es gibt nur wenige Autoren, die ich wirklich als grossartig bezeichnen würde, und keinen von ihnenen würde ich tatsächlich als mein Vorbild ansehen. Auf Anhieb fallen mir Dan Simmons, John Sladek, Robert Asprin und Stackpole ein.

 

Carsten Kuhr:

Wie kamst Du auf die Idee Elfenmond? Gibt es nicht bereits genug „High Fantasy Romane“ in der Tradition von Tolkiens „Herr der Ringe“? Der Roman tauchte ja wie der Phoenix aus der Asche urploetzlich scheinbar aus dem Nichts auf. Hast Du bereits früher weitere Texte veroeffentlicht? Wie lange hast Du an Deinem Erstlingswerk gefeilt, bis Du mit dem Ergebnis zufrieden warst?

Guido Krain:

Ja, es gibt bereits zu viele Romane, die unter dem Begriff „High Fantasy“ zusammengefasst werden. Der Buchmarkt ist förmlich überschwemmt mit mittelmässiger Massenware und man muss sehr viel Glück haben, das eine oder andere Kleinod ausfindig zu machen. Natürlich bin ich überzeugt, dass es sich bei Elfenmond um eben so ein Kleinod handelt, sonst hätte ich meine Ergüsse für mich behalten. Allerdings würde ich weder Tolkien noch Elfenmond in die gleiche „High Fantasy“-Kategorie einordnen, die den Buchmarkt derzeit dominiert. Viele Fantasy-Romane spielen in einer Welt, die mit dem historischen Mittelalter identisch ist und einfach um ein paar phantastische Wesen und/oder Magie erweitert wurde. Andere spielen auf fremden Planeten, in denen sich mittelalterliche Gesellschaften gebildet haben und die eigentlich eher der Science Fiction zugeordnet werden müssen. Doch Tolkien ist immer noch einer der wenigen, der tatsächlich „Märchen für Erwachsene“ geschrieben hat. Er hat die Figuren des Volksglaubens in einer schweren Form verdichtet, und eine plastische Welt daraus erbaut. Ich kenne keinen der angeblich in seiner Tradition geschriebenen Romane, der das getan hat. Alle, die nach ihm kamen, haben nur Teile des „Märchenzaubers“ aufgenommen und in eine – in der Regel – leichter verdaulichen Form in eine eher stoffliche Welt überführt. Vielleicht gäbe es das Genre „Fantasy“ ohne Tolkien nicht. Dennoch sehe ich Elfenmond nicht in direkter Verwandschaft zum Herrn der Ringe. Ich schreibe keine „Märchen für Erwachsene“, sondern versuche, eine glaubwürdige Welt zu zeigen, in der es tatsächlich Magie und phantastische Wesen gibt. Eine Welt voller fremder Wesen, Kulturen und Goetter, die allesamt ohne Vorbilder aus unserer Realität auskommen, dafür aber in einem für das Genre unüblichen Art durchdacht sind. Wie sähe eine Welt tatsächlich aus, die zwar keine weitreichende Technik kennt, in der aber Goetter, Magie und astrale Wesenheiten unbestreitbare Realität sind? Wie entwickelt sich eine Menschheit, die sich eine Welt mit anderen intelligenten Lebewesen teilen muss? Seit 12 Jahren arbeite ich an der Welt hinter Elfenmond und natürlich kann mein erster Roman nur ein kleiner Ausschnitt sein. Aber er ist der erste Ausschnitt, den ich für gut genug erachte, veroeffentlicht zu werden.

 

Carsten Kuhr:

Warum wirst Du nicht bei einem der bekannten Taschenbuchverlage wie etwa Heyne oder Bastei-Lübbe, die ja gerade in letzter Zeit vermehrt deutschsprachige Autoren herausbringen, verlegt? Hast Du versucht Dein Manuskript bei einem der Big Names anzubieten, oder hast Du Dich bewusst für die Publikation in BoD Verfahren entschieden? Hast Du eventüll bewusst darauf verzichtet Deine Werke bei einer der Buchfabriken unterzubringen, um moeglicherweise eine groessere Einflussnahme auf das Endprodukt zu erreichen? Inwieweit warst Du überhaupt bei der Gestaltung der Ausgabe involviert? Konntest Du Deine Vorstellungen komplett einbringen?

Guido Krain:

Ich habe lange darüber nachgedacht, mich zur Veroeffentlichung an einen der grossen Verlage zu wenden und ich bin auch ziemlich sicher, dass ich dabei ganz gute Aussichten auf Erfolg haben koennte. Auf der anderen Seite sind neü Autoren für die Verlage ein Nischenprodukt. Der Deutsche Buchmarkt ist ja nicht deshalb mit Britischen und Amerikanischen Autoren überflutet, weil es in Deutschland keine Schriftsteller gäbe, sondern weil Deutsche Verlage im Ausland einfach die Rechte an Büchern aufkaufen, die bereits ein Erfolg sind. Als Newcomer gerät man da schnell in Gefahr, nicht ausreichend beworben zu werden und – was noch schlimmer ist – in den eigenen Texten herumgepfuscht zu bekommen. Bei meinen Computerbüchern hat mich das nicht gestoert, wenn man aber so lange an einem Buch gestrickt hat, dass auf einer noch viel älteren Welt basiert, moechte man nicht unbedingt, dass irgendein Lektor die eigenen Texte dem „Zeitgeist“ und/oder seinem persoenlichen Geschmack anpasst. Ich sehe meine Schreiberei auch nicht wirklich als kommerzielle Einkommensqülle. Ich schreibe in erster Linie für mich, die Figuren, die mit der Zeit ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt haben und für einen engen Kreis von Fans, der zu meiner grossen Freude gar nicht mehr so eng ist. Das Buch wurde komplett von mir und einem (von mir engagierten) Grafikdesigner geplant und gemacht. Allerdings ist während der Produktion so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Aber schlussendlich kommt es auf den Inhalt an.

 

Carsten Kuhr:

Was ist denn so schiefgelaufen – erzähl doch mal? Guido Krain:

Guido Krain:

So viele Dinge. Am eklatantesten war vielleicht, dass BoD ein halbes Jahr brauchte, um mein Buch zu produzieren und nicht einmal im Ausreden Konstruieren besonders kreativ war.

 

Carsten Kuhr:

Was würdest Du in der Nachschau an dem Buch ändern, wenn Du das noch könntest?

Guido Krain:

Das Cover vielleicht.

 

Carsten Kuhr:

Der Titel „Elfenmond“ weist wohl auf Luna (Mond), die Elfin hin, die ja eine der Hauptpersonen des Romans ist? Stand diese auch für die Titelillustration, die wohl auch von Dir stammt Pate?

Guido Krain:

Ja. Und ich gebe zu, dass ihr die Illustration nicht wirklich gerecht wird. :o)

 

Carsten Kuhr:

Das bringt mich zur Frage der Vermarktung. Wie erfährt der interessierte Leser, ausser über ph.de und andere Spezialanbieter sowie Eure sehr liebevoll gestalteten Internetseiten, davon, dass hier ein „Schmöcker“ im positiven Sinne auf ihn wartet? Machst Du eine Lesetour durch deutsche Buchhandlungen o.ä.?

Guido Krain:

Eine Lesetour habe ich noch nicht gemacht und glaube auch nicht, dass es hier viel Interesse gäbe. Ich habe Buchhandlungen besucht, das Buch angeboten und damit auch einige Exemplare abgesetzt. Ich habe ein paar Kooperationen laufen und sehr viele Rezensionsexemplare verschickt. Aber den meisten Zulauf haben wir nach wie vor über Fantasy-Buch.de.

 

Carsten Kuhr:

Wie sehen die ersten Zahlen aus – bist Du mit den Bestellungen und den ersten Reaktionen zufrieden?

Guido Krain:

Mit den Verkäufen sind wir recht zufrieden, von den Reaktionen wurde ich teilweise überrollt. Eine Leserin, die selbst schreibt, hat mir spontan geschrieben, dass „Elfenmond“ die schönste Liebesszene enthielte, die sie je gelesen hat. Dieses Kompliment hat mich noch mehr gefreut, als sie überraschend auch eine Geschichte bei unserem Literaturprojekt einreichte und ich sah, was für ein excellentes Sprachgefühl sie selbst hat. Ich glaube, jeder Autor braucht solche Erfolgserlebnisse, um daraus neue Energie zu schöpfen.

 

Carsten Kuhr:

Denkst Du an eine Veroeffentlichung ausserhalb des deutschen Sprachraums? Gibt es da vielleicht schon Anfragen?

Guido Krain:

Sehr gern würde ich „Elfenmond“ auch in anderen Sprachen sehen, aber bisher gibt es leider keine derartigen Anfragen.

 

Carsten Kuhr:

Gibt es hier schon Überlegungen oder gar spruchreife Pläne zu einer Fortsetzung?

Guido Krain:

Oh, ich hoffe noch lange nicht fertig zu sein. Ich habe eine Liste bei mir zu Hause mit der Überschrift: „Geschichten, die noch erzählt werden müssen“ In dieser Liste gibt es derzeit 169 Einträge und ich hoffe, davon noch einiges umsetzen zu koennen. Der Nachfolger von „Elfenmond“ ist bereits zu einem Drittel fertig und hat ein regelrechtes „Schreibfieber“ in mir ausgeloest. Es werden nur sehr wenige Figuren übernommen (und zwar nicht die Hauptfiguren) und ich glaube eine wirklich aussergewöhnliche Geschichte zu erzählen.

 

Carsten Kuhr:

Bis wann rechnest Du damit, dass dieses Buch lieferbar sein wird?

Guido Krain:

Für einen definitiven Termin ist es noch etwas früh. So lästige Nebensächlichkeiten, wie das Brötchenverdienen, sorgen dafür, dass ich meine für das Schreiben zur Verfügung stehende Zeit nicht ganz so gut planen kann.

 

Carsten Kuhr:

Mit „Succubus“ gibt es ja bereits einen Storieband mit sieben erotischen Fantasygeschichten, die in Nosbador angesiedelt sind, und für den Du Deine Welt auch anderen Autoren geöffnet hast. Warum hier ein anderes Format als bei „Elfenmond“ ? Wird es weitere Erzählungen anderer Autoren geben, die in der von Dir kreierten Welt spielen? Gibt es da bereits spruchreife Pläne? Wie läuft „Succubus“ gerade auch verglichen mit „Elfenmond“?

Guido Krain:

Wegen der schlechten Erfahrungen mit BoD wird „Succubus“ vom Videel-Verlag produziert, der leider nicht mit dem BoD-Format arbeitet. Und – ja – es gibt bereits mehrere noch unveröffentlichte Geschichten für die Elfenmond-Welt von anderen Autoren. Noch in diesem Jahr wird ein entsprechender Kurzgeschichtenband erscheinen. Ich – wir – suchen auch ständig neue Autoren für derartige Projekte. Succubus verkauft sich sehr gut, was vermutlich am Thema „Erotik“ liegt. Die Zahlen liegen wohl im Faktor 20 über denen von Elfenmond.

 

Carsten Kuhr:

Stichwort „Erotik und Fantasy“ – da seid Ihr mit „Succubus“ ja so etwas wie ein Vorreiter. Die Grenze zwischen Erotik und Pornographie ist ja manchmal fliessend und nicht immer leicht einzuhalten. Wie kamt Ihr/Du auf die Idee erotische Fantasy-Geschichten zu erzählen, wie sind hier die Reaktionen, wird es da einen zweiten Band geben?

Guido Krain:

„Succubus“ ist tatsächlich ein heikles Thema. Für mich gehören Erotik und Sex zu den schönsten Bereiche des Lebens, trotzdem möchte ich natürlich nicht, dass das von mir angestossene Literaturprojekt in erster Linie für Erotikgeschichten bekannt wird. Natürlich ist die Grenze zwischen Pornographie und Erotik gerade im literarischen Bereich eher eine Frage der persönlichen Empfindung und damit kaum einzuhalten; man liegt immer unter oder über der Grenze. Erfreulicherweise sind sich alle, von denen wir eine Reaktion erhalten haben, darin einig, dass die Stories anregend sind. Erlaubt ist halt, was gefällt. Welchen Namen man dem Kind dann gibt, scheint mir sekundär zu sein. Entgegen früherer Planungen wird es wegen der grossen Nachfrage einen zweiten Band geben. Allerdings ist unklar, ob Illona wieder dabei sein wird, weil sie nach Erscheinen des Bandes sehr merkwürdige eMails erhalten hat. Es gibt eben zu viele Spinner auf dieser Welt.

 

Carsten Kuhr:

Wer ausser Dir arbeitet eigentlich alles bei den Publikationen und natürlich auch bei der Schaffung des Hintergrundes, der Webseite etc. mit?

Guido Krain:

Nun, da sind zunächst die Autoren der Kurzgeschichten (Doree Hirsch, Illona Etu, Tobias Bachmann, Vera Magnus, Thomas Erpel und – unser jüngster Zugang – Sworddancer (Pseudonym einer Schweizer Autorin). Der Hintergrund stammt samt und sonders von mir, wobei mir Doree oft beim Feinschliff hilft. Gleiches gilt für die Website und den Satz der Bücher. Die Zeichnungen im Buch stammen vom Grafik-Designer Pik, der neben seinem Beruf erfreulicherweise auch noch mein Vater ist.

 

Carsten Kuhr:

Stichwort e-book – ist das für Dich ein Thema, oder gehörst Du auch zu der aussterbenden Gattung Mensch, die an einem liebevoll gemachtem Buch Freude findet?

Guido Krain:

eBooks sehe ich persönlich als eine schlimme Entwertung der schriftstellerischen Arbeit und der Literatur im Allgemeinen an. Bücher müssen ein Erlebnis bleiben und dürfen nicht zur Bereicherung der eBook-„Verlage“ zu werlosem Trash degradiert werden. Meine Freundin Illona hat es auf ihrer Homepage recht gut auf den Punkt gebracht: „Wem die eigene schriftstellerische Leistung so wenig wert ist, hat doch eigentlich auch keinen Grund zu schreiben, oder?“

 

Carsten Kuhr:

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast. Dir wünschen wir für die Zukunft noch viele schöne Bücher und damit einhergehend natürlich auch einen entsprechenden wirtschaftlichen Erfolg!